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AutorenbildRonja Oettli

Wenn das Leben für dich auf die Bremse drückt

Man liest es praktisch täglich in der Zeitung, man fährt daran vorbei, man ist sich der Gefahr eigentlich bewusst, doch irgendwie ist es nicht fassbar, bis es passiert. Ich sah es nur noch so von der Seite kommen, bis ich wieder still stand. Ein Minibus rechts in mich hineingefahren. Den Bus sah ich rechts abbiegen, mit ausgelöstem Air-Bag auf den nächst gelegenen Parkplatz. Voll unter Schock, eigentlich auf dem Weg zu meiner Freitagmorgen Yogastunde, wusste ich nicht mehr wo links und rechts war. Mir geht es gut - körperlich auf jeden Fall. Bewegen konnte ich noch alles und zum Glück hatte es die Beifahrerseite getroffen. Ist das gerade wirklich passiert? Was als nächstes? Mit zittrigen Händen öffnete ich die Tür meines jetzt kaputten Autos und stieg aus. Der Verkehr zog an mir vorbei, jemand lies die Fensterscheibe runter und fragte ob alles in Ordnung sei. Mit Tränen in den Augen noch immer unter grossem Schock konnte ich nicht antworten. Es ist schon krass, wie man einer Situation so ausgeliefert sein kann, dass man vergisst wie man handeln soll und was als nächstes zu tun ist. Man hat gerade einen echt krassen Prall erlebt, ist dabei diesen zu verarbeiten und gleichzeitig sollte man einfach funktionieren. Ich war gerade dabei meine Yogaschülerinnen zu informieren, dass ich die Stunde nicht geben kann heute da sah ich ein Mann auf mich zu rennen, es war einer der Beifahrer vom Minibus und fragte mich wie es mir gehe. Ich sagte ich sei unter Schock und weiss nicht was ich tun muss, worauf er meinte, dass er alles regeln wird und er bewegte mich weg von der Hauptstrasse. Ich lief wieder zurück zum Auto, frag mich nicht wieso, aus Verzweiflung. Auf der rechten Strassenseite hatte ein Mann angehalten, stieg aus kam auf mich zu und fragte wie es mir gehe. Wie immer antwortete ich, dass ich unter Schock stehe und nicht wisse was ich tun muss. Er erkundigte sich darüber, ob die Polizei bereits informiert sei. Als ich sagen wollte, dass ich die Polizei noch nicht informiert habe antwortete der Beifahrer vom Minibus mit: "Ja, wir haben die Polizei informiert". Danach meinte der Mann, dass es ihn in diesem Fall nicht mehr brauche, streckte mir eine Visitenkarte in die Hand und sagte: "Falls irgendetwas ist, melde Dich bei mir" und lief zum Auto zurück. Ich war dankbar über alle die da waren und mir geholfen haben. Zuerst war die Ambulanz vor Ort, befragte uns und warteten noch auf die Polizei.

Dann kam meine Yogaschülerin, ich war so dankbar, dass Sie gekommen ist. Meine Beine noch immer zittrig und weich, mir war übel und ich hatte Kopfschmerzen. Die Polizei befragte mich und die anderen Beteiligten, machten einen Alkohol-Test und nahmen alle Personalien auf. Meinem Auto konnte ich währenddessen zuschauen, wie es abgeschleppt wurde. Ich wurde von meiner Yogaschülerin nach Hause gefahren und habe mich den ganzen Tag hingelegt. Am späteren Nachmittag, nach einer telefonisch ärztlichen Beratung, bin ich in den Notfall gegangen, einerseits haben meine Kopfschmerzen und Nackenschmerzen nach dem Nachlass des ersten Schocks extrem zugenommen und andererseits muss ein Unfall im Spital angemeldet werden, falls rückwirkend Rückenschmerzen etc. auftauchen. Nur dann wird die Krankenkasse dafür aufkommen.


Irgendwie hatte ich den ganzen Tag nicht das Gefühl, es sei wirklich passiert. Doch immer und immer wieder ging mir der Unfall durch den Kopf, vor allem der Aufprall und wie es mich schleuderte. Es ist unfassbar, aber ich habe sicher 30 Sekunden vor dem Unfall ein Blackout.


Ich bin so dankbar ist mir noch den anderen Beteiligten nichts weiter Schlimmes passiert. Wir hatten viele Schutzengel. So schnell ist es geschehen und es wurde mir wieder einmal bewusst wie schnell wir das Leben für Selbstverständlich nehmen. Es ist absurd doch wir möchten immer noch schneller irgendwo sein, haben keine Geduld mehr für die Autos auf den Strassen. Hupen sie an, wenn sie mal 5 km/h langsamer fahren als wir es möchten, rennen noch schnell über die Strasse, nur damit wir zwei Minuten schneller am Ziel sind. Wir vergessen dabei unser eigenes Leben und das Leben der anderen. Es war für mich ein Warnschlag gewesen, wieder einmal einen Gang zurückzuschalten und Pause zu machen. Genau deshalb verfasse ich diesen Blogbeitrag, weil du eventuell im Moment auch der Schnelllebigkeit dieser Welt ausgesetzt bist, dabei manchmal vergisst, dass es auch langsamer geht. Auch hat mir dieser Unfall wiedermal gezeigt wie unwichtig doch so viele Dinge sind, wenn es um Leben und Tod geht. Das es für mich auch so wichtig ist, nicht im Streit auseinander zu gehen, auch wenn es manchmal schwierig ist. Das Leben ist ein Geschenk und das muss man sich immer und immer wieder bewusst machen.


Danke hast du diesen Beitrag gelesen.


Alles Liebe,


Ronja

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